Seit einigen Wochen, wenn nicht gar Monaten, gibt es an dieser Stelle regelmäßig Erfreuliches für Edelmetall-Anleger zu lesen: Der Goldpreis hat sich in den letzten Wochen oberhalb der Marke von 2.000 US-Dollar positioniert und Silber hat die 25-Dollar-Marke übersprungen. Alles sieht danach aus, als stünde bei Gold ein Angriff auf die bisherigen Allzeithochs in Euro und US-Dollar bevor. Und es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass dies bereits in den nächsten Wochen passieren könnte.
Für Gold spricht derzeit insbesondere die Aussicht auf eine „Zinswende 2.0“, also ein Ausstieg aus den regelmäßigen Leitzins-Erhöhungen der Notenbanken. Neue Nahrung bekam dieses Gerücht gerade erst am Mittwoch, den 12. April, als die neuesten Inflationsdaten aus den USA bekannt wurden: Im März sank die Inflation in den USA überraschend und stärker als erwartet auf 5,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Kerninflation blieb zwar weiterhin hoch – dennoch wird erwartet, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer nächsten Zinssitzung eine letzte Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte vornehmen könnte. Ab Sommer könnten die Leitzinsen dann wieder sinken.
Diese Prognose deckt sich mit jüngsten Aussagen von Vertretern der regionalen Notenbanken in den USA. So hat der Präsident der Philadelphia Fed, Patrick Harker, am Dienstag öffentlich bekundet, dass die Runde der Zinserhöhungen bald zu Ende gehen könnte. Laut dem FedWatch-Tool der CME Group liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung um nur noch 25 Basispunkte am 3. Mai derzeit bei etwa 70 Prozent.
Die Liste der Gründe, die für einen steigenden Goldpreis sprechen, ist lang. So hat der Goldpreis aufgrund der Pleiten von mehreren US-Regionalbanken profitiert – denn infolge der Turbulenzen ist der Wert des US-Dollars gesunken und die Nachfrage nach dem in Dollar gehandelten Edelmetall gestiegen. Schwache US-Konjunkturdaten deuten zudem auf eine nachlassende Wirtschaft hin. In den USA sind erste Anzeichen einer Kreditklemme zu beobachten – im schlimmsten Falle würde sich daraus eine Rezession entwickeln. Die Fed müsste dann auf weitere Zinserhöhungen verzichten oder sogar die Zinsen senken.
Dies sind durchaus erfreuliche Nachrichten für Gold. Denn bislang verwiesen Kritiker des gelben Metalls immer wieder darauf, dass Gold keine Zinsen abwerfe, während Spareinlagen inzwischen wieder mit drei Prozent oder mehr verzinst werden. Dass auf dem Sparbuch unterm Strich eine negative Realverzinsung zurückbleibt, während Gold seinem Ruf als Inflationsschutz sowohl 2022 als auch bislang im Jahr 2023 vollständig gerecht geworden ist, wird leicht vergessen.
Goldanleger blicken auf eine erfolgreiche Performance ihres Metalls zurück. Allein im Jahr 2023 hat Gold in Euro ein Plus von 7,20 Prozent und in US-Dollar von 10 Prozent erzielt. Vor allem in Euro hat Gold seine Besitzer auch auf lange Sicht nicht enttäuscht: Plus sechs Prozent im Jahr 2022, plus vier Prozent im Jahr 2021 und sogar plus 13 Prozent in 2020 und plus 20 Prozent im Jahr 2019 – Gold hat gezeigt, dass es nicht nur das Vermögen schützen, sondern auch vermehren kann.
Wir möchten an dieser Stelle jedoch zur Besonnenheit aufrufen. Gold ist kein Investment für schnelle Gewinne. Stattdessen ist Gold ein langfristiges Investment mit einem Anlagehorizont von fünf bis zehn Jahren oder länger. Die eigentliche Rendite des Goldes liegt im Vermögensschutz und der Sicherheit, die es seinem Besitzer bietet. Das Gold in den letzten Monaten erstaunliche Zuwächse erzielt hat, ist ein erfreulicher Nebeneffekt und macht die Eigenschaft vom Gold als Inflationsschutz deutlich. Und es sieht ganz danach aus, dass Gold seinen Besitzern auch in den kommenden Wochen, Tagen und Monaten viel Freude bereiten könnte.